4 Buchstaben, die klingen wie ein unheilvoller Bantu-Zauber: V-U-C-A! Ganz ruhig bleiben! VUCA ist zunächst nur ein harmloses Akronym für VOLATILITY, UNCERTAINTY, COMPLEXITY, AMBIGUITY. VUCA ist der Versuch einer reflektierten Beschreibung der veränderten kontextuellen Rahmenbedingungen unserer Welt am Beginn des 3. Jahrtausends, denn diese ist – das bemerken wir alle in unserem täglichen Privat- und Berufsleben – im letzten Jahrzehnt radikal anders geworden. Die 4 Buchstaben stehen für eine Welt, die ein Ergebnis ist einer Vielzahl von massiven gesellschaftlichen Veränderungen in einem zunehmend internationalisiertem, globalisierten, automatisieren und digitalisierten Ambiente. VUCA ist die Zusammenfassung für die aktuelle akute Flatterhaftigkeit und permanente Undurchschaubarkeit unserer Welt, unserer Gesellschaft, unserer Wirtschaft, unserer Zukunft (und schlussendlich unserer selbst).
Sprunghaft, wechselhaft, ein bergiges Auf und Ab. Den Begriff kennen wir vom Aktienmarkt. Eine hohe Volatilität liegt vor, wenn es die Kurse auf und ab peitscht, die Quotierungen Achterbahn fahren, die Performance-Diagramme zackig und „bergig“ werden. Wissen über das Problem ist vorhanden, Prognosen sind möglich, Ursache und Wirkungszusammenhänge scheinen zunächst klar, werden aber immer wieder überraschend über den Haufen geworfen bzw. treten viel schneller oder viel langsamer ein als erwartet.
Ungewiss, unberechenbar, unscharf, unvorhersehbar, überraschend. Plausible Vorhersagen treten nicht ein; Unerwartetes, ja Ungeahntes drängt sich immer wieder vehement in die Überlegungen hinein und macht gut kalkulierte Prognosen unwirksam.
Immer mehr relevante Einflussfaktoren bedingen sich gegenseitig, die Gleichung bekommt immer mehr Unbekannte. Eine Formel, in der die Fragezeichen immer mehr und immer größer werden. Das System ist voller gegenseitiger Interdependenzen, gegenseitigen Abhängigkeiten, Reziprozitäten. Technologische, soziale, geopolitische, ökologische Entwicklungen sind ineinander und miteinander verwoben und bringen permanent neue Muster hervor, auf die es zu reagieren gilt. Waren komplizierte Systeme noch managebar, so sind es komplexe nicht mehr, zumindest nicht in der bisher gedachten und gelernten Form.
Ambivalent: konfus, mehrdeutig, nebelig. „Was ist Wahrheit?“ Situationen und Herausforderung sind heute mehrdeutig, postfaktisch. „Nix ist fix“ und nur die permanente Veränderung scheint unveränderbar. Wahr ist alles und das Gegenteil von allem, Trump docet. Vom Zufall zum Narren gehalten Prognosen werden von scheinbar Unvorhersehbarem über den Haufen geworfen, wir fühlen uns zunehmend von den Zufälligkeiten zum Narren gehalten (so der Titel des 2001 erschienenen Buchs von Nassim Nicholas Taleb: „Fooled by Randomness“). Wenige Jahre später erklärte er uns, wie wir uns allmählich an Unmögliches gewöhnen sollten in seinem Standardwerk „The Black Swan“. Der Impakt des Höchst Unwahrscheinlichen: Das ist VUCA. Verzweifelt strengen sich Medien und Wissenschaftler an, Antworten zu finden auf das „was los ist“, aber die Versuche, die VUCA-Welt zu verstehen, oder gar Strategien zur Bewältigung dieser zu finden, bleiben meistens im Ansatz schon hilflos stecken. Ja, es scheint, als ob die Lösungsvorschläge für angemessene VUCA-Strategien selber VUCA sind: ambivalent und oft konfus, unscharf und allermeist wenig hilfreich und kaum brauchbar.