Denke daran (wie wir in Lockdown #2 gestern gehört haben), dass die Krise in deinem/ in unserem Kopf entsteht, durch Bewertung. Wir machen dabei einen folgenschweren Fehler, indem wir den jetzigen Zustand als allgemeingültig verabsolutieren. Würden wir akzeptieren, dass es eine Momentaufnahme auf unserem Lebensweg ist, würden wir viel Dramatik aus den Segeln nehmen.
„In einer Krise“ sehen wir nur einen sehr begrenzten Ausschnitt und in diesem geht es tatsächlich meist steil bergab. Wenn man nur auf diesen beengten Ausschnitt fokussiert ist, sieht es tatsächlich katastrophal aus. Weltuntergang! In diesen Momenten ist es schwierig einzusehen, dass es sich nur um eine vorübergehende und vorbeigehende Momentaufnahme handelt, um eine Phase, eine Periode, um eine Zwischen-Zeit, die nicht stellvertretend ist für all das, was danach noch kommen kann.
Wir erinnern uns: Unser erster Liebeskummer. Das Herz zerbrochen. Es gab keinen Sinn mehr, überhaupt weiter zu leben. Ein Gefühl der megagalaktischen Einsamkeit. Die Geigen waren verstummt, der 7. Himmel ein schwarzes Loch. Oder die erste negative Note im Zeugnis. Wie sage ich es den Eltern? Und wie könnte ich diese schlechte Note jemals wieder aufholen? Katastrophe. Oder der erste richtig schlechte Vertrag, der erste richtig schlechte Einkauf, das erste Mal das miese Gefühl, so richtig arg gelinkt worden zu sein …
Der Boxer, der am Boden liegt und angezählt wird, ist in der Krise. Aber er muss nicht in der Katastrophe sein. Wenn er in der Enge des knock down liegen bleibt, ist er sprichwörtlich „am Boden“. In diesem Moment wettet niemand mehr auf ihn. Aber er kann sich rocky-like wieder aufraffen. Und selbst wenn er diesen Kampf verlieren sollte, ist es wieder nur eine Krise, aber noch keine Katastrophe. Er wird die nächste Chance bekommen, mit dem nächsten Kampf. Eine Krise ist der Zustand zwischen zwei anderen Zuständen, von denen wir den einen – vergangenen – mehr oder weniger gut kennen (oder zu kennen glauben) und den anderen – zukünftigen – noch nicht. Eine Krise ist folglich ein Übergang und nicht einmal notwendigerweise ein völliger Wendepunkt; vielleicht ist es gar ein wichtiger, evolutionistischer Schritt, eine wohltuende Entwicklung, die notwendig war und die schlussendlich – nach einiger Zeit – auch absolut positiv und produktiv sein kann. Eine Krise an und für sich ist nur ein Zwischen-Zustand und noch lange keine Katastrophe.
Weil du gerade so schön beim Verweilen (#1) und Bewerten (#2) bist: Reflektiere Momente in deinem Leben, die sich in dem Moment als Katastrophen präsentiert haben, und über die du heute nur mehr lachen kannst. Und denk auch nach, wie produktiv und kreativ du beim Lösen des Problems gewesen bist.