(Licht im Lockdown #1 - bevor ihr mir hysterisch werdet)
Jede Krise ist das Ergebnis von Ereignissen und/oder Entwicklungen.
Krisenursachen können plötzlich auftreten als völlig unerwartetes Ereignis (Corona, Lockdown, ein neues Weihnachten ohne Freunde, Reiseverbot, Menschen, die nicht mehr bei uns sind, Kalkulationen, die nun nicht mehr stimmen, wirtschaftliche Ängste, drohende Firmenpleite und Arbeitsplatzverlust) oder auch allmählich als schleichende und oft nur subtil wahrnehmbare Entwicklung (persönliche Krisen wie Ehekrisen, Burn Out, innere Kündigung am Arbeitsplatz, Lebenshoffnungslosigkeit, Vereinsamung). Ergebnis: Der alte Zustand ist nicht mehr und vom neuen Zustand haben wir noch keine rechte Ahnung. Aber wir spüren: Das Alte ist nicht mehr und das Neue noch nicht!
Das tut weh! Und es ist völlig okay, dass es weh tun darf. Krisen sind deshalb für viele Menschen so schmerzhaft, weil „das Alte“ ja durchaus seine angenehmen Seiten hatte. Wir fühlten uns wohl, wir kannten uns aus in unserer sicheren Umgebung. Wir hatten ein Leitsystem mit klaren, erkennbaren, immer wieder findbaren Bezugspunkten. Gerade Krisen im privaten Leben werden oft von großem Schmerz begleitet, etwa beim Tod eines nahestehenden Menschen, wie es viele von uns im abgelaufenen Jahr erlebt haben. Es fehlt nun etwas, es klafft eine Lücke im Leben und diese Leere ist noch nicht aufgefüllt. Der Platz am Tisch ist verwaist und das tut weh; diese Phase ist ein ungewohnter Einschnitt in unser Leben und wie bei jedem Schnitt wird die Wunde Zeit brauchen zum Verheilen. Im Herz und im Leben ist es finster; der alte Zustand ist nicht mehr und das erzeugt Trauer, Schmerz, auch Wut. Ebenso kann der Verlust des Arbeitsplatzes oder aktuell: das Verbot, arbeiten zu dürfen, extrem schmerzhaft sein. Arbeit gibt auch Alltagsablauf, Bewegungssicherheit, Routine, Wertschätzung. Wenn dieser Sinn abhanden kommt, klafft ein Bedeutungsloch. Wenn man am Arbeitsplatz nicht mehr gebraucht wird, ja wo soll man dann gebraucht werden? Die Sehnsucht nach dem was war und nie mehr sein wird verursacht Schmerz. Und Orientierungslosigkeit: Wie soll es weitergehen?
In dieser Phase sehen wir viele Fragezeichen und wenig Rufezeichen. Gerade Weihnachten war doch immer die Zeit, der Gewissheiten, des Zusammenkommens der Familie, der Bescherung und der Freunde. Wenn das wegfällt, fehlen uns Gewissheiten. Das schmerzt.
Aber gerade in dieser Zeit soll man sich auch der Rufezeichen im Leben bewusstwerden, die Anker, die selbst noch im äußersten Sturm nicht reißen: die Familie, gute Freunde, der Glaube, Werte wie Freundlichkeit, jemand beschenken, jemand helfen. Es ist eine gute Zeit nachzudenken, was sind wirkliche Rufezeichen im Leben. Und sich daran zu freuen.