Was ist bloß mit unserer Schule passiert? Wie konnte es dazu kommen, dass diese großartige Instanz der Neugier, des Entdeckens, der Begeisterung zu einer vielfach langweiligen und demotivierenden Anstalt verkommen ist? Alle Menschen – vor allem Kinder – lernen grundsätzlich gerne, sie haben das Phänomen Neugier implantiert. Menschliche Gehirne sind grundsätzlich „gierig“ auf alles Neue. Menschen sind an und für sich begeistert, wenn sie lernen dürfen und können.
Leider ist aber in unseren Schulen kaum Platz für Begeisterung, wenig „Spiel“-Raum für Neugier und Kreativität, kaum Zeit für das, was wir eigentlich am meisten brauchen würden: erfinderische, selbstbewusste Menschen, die die Herausforderungen der Zukunft mit Mut und Freude angehen wollen.
Die Schule implantiert dagegen einen festgelegten Kodex, dessen Sinnhaftigkeit man schon seit Jahrzehnten nicht mehr hinterfragt hat und der nun gepaukt werden soll, um bei der nächsten Prüfung wieder ausgespuckt zu werden. Dann fragt man die Schüler ab, ob sie diesen Kodex, den ominösen „Stoff“ können. Schule fragt kaum danach, was man liebt! Sie fragt kaum nach der Begeisterung der Schüler! Und deshalb scheitert sie. Weil man versucht, junge, kreative, neugierige Menschen, für etwas zu begeistern, was in deren Augen weder interessant noch sinnhaft noch nützlich noch wichtig für ihr späteres Leben ist. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich das, wonach ich selber als Schüler die Frage gestellt hatte: „Wofür brauche ich das später im Leben?“ eigentlich tatsächlich nie mehr gebraucht!
Lehrer, die es hingegen schaffen, ihre Schüler zu begeistern, schaffen es auch, die Lerninhalte – den „Stoff“ – gut zu vermitteln. Denn so wie jemand, der von seinem Tun begeistert ist, nie mehr arbeiten muss, müssen auch begeisterte Schüler, nie mehr lernen; es geht nebenbei, man tut es gerne.
Wir sollten uns in der Schule die Power der Begeisterung zum Partner machen, denn alles erfolgreiche Lernen beginnt mit Neugier, Interesse, Begeisterung.
Das sollte Schule tun: Flammen entzünden. Wir brauchen ein Begeisterung-Lernen mit Lehrern, die ihren Schülern Passion einhauchen. Wir müssen die Lehrer befreien vom Ballast der Lehrpläne, von sinnlosen Schreibereien für die Schublade, vom Diktat der Schulbürokraten. Warum noch Wissen pauken, wenn Wissen 24/7 im Netz zur Verfügung steht? Warum die Schüler quälen mit Inhalten, die kein vernünftiger Menschen freiwillig „lernen“ würde (es steht ja alles im Netz).
Unsere jungen Leute, die sind so fit, die können schon so viel (digital sowieso viel mehr als ihre Lehrer). Wir sollten ihren Schwung aufgreifen und ihnen Flügel verleihen. Das tun wir aber nicht dadurch, dass wir sie mit altem „Stoff“ zu müllen! Das führt nämlich nur dazu, dass sie keinen Sinn sehen, ihre wertvolle Lebenszeit in einer anachronistischen Schule zu vergeuden. Und deshalb verlassen sie die Schule, und deshalb brechen sie ab, und deshalb leiden wir in Europa unter dem Problem, dass wir zigtausende junge Menschen haben, die weder in Arbeit, Ausbildung, Lehre oder Training sind. Sie haben gekündigt!
Wir sollten Schule also schnell ermächtigen, visionär zu sein über ein Heer von Kindern und Jugendlichen, deren Begeisterungs-Potential enorm ist. Und das wir auch für die Wirtschaft brauchen würden, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Am besten wir beginnen damit, die alte Schule abzufackeln. Hurra, die alte Schule brennt!