Es war ein recht gemütlicher Nachmittag, vom Euphrat her wehte ein laues Lüftchen, gerade richtig, um sich paradiesisch wohl zu fühlen, und Gott hatte sich für Adam eine besondere Challenge einfallen lassen: Er sollte den Tieren Namen geben. Erfinden, Schaffen, etwas Kreatives, Schöpferisches tun, seiner Phantasie und seiner Imagination freien Lauf lassen. „Naming“ nennt man das heute, Namen erfinden, ein gut bezahlter Job. „Creare“ lautet das erste Verb im ersten Satz im ersten Kapitel im ersten Buch der Bibel: Erschaffen! Kreieren! Es ist das erste, was Gott überhaupt tut, und das erste, was der Mensch tut. Aber Adam ist nicht so recht happy, er fühlt sich allein, und mullt im Paradies so lange herum, bis ihm Gott endlich eine Partnerin zur Seite stellt: eine Adama. Nun hat er jemand, mit dem er zusammen etwas tun kann – denn: Alleine ist langweilig.
Die Einladung zum miteinander gestalten an den Menschen steht tatsächlich in den meisten Weltentstehungs-Erklärungsversuchen. Der Mensch findet Erfüllung, wenn er etwas (er-)schaffen darf. Was sich im Laufe der letzten 15000 Jahre allerdings verändert hat ist, dass in einer globalisierten, vernetzten, automatisierten und digitalisierten New World ein „ich-mach-mal-allein-in-meinem-Kämmerchen-vor-mich-hin“-Mindset zu langsam und mittelfristig schlichtweg gefährlich für die Existenz unserer Unternehmen. Es gilt die einfache Wahrheit: Jedes Business Model veraltet im Lauf der Zeit, weil sich die Bedingungen über Zeit verändern. Heute stehen wir im Wettbewerb mit der ganzen Welt. Da kann die Antwort also nicht bloß Stabilität oder Einsiedler-Unternehmertum sein. Die Antworten, die wir geben müssen disruptiv und beständig innovativ sein. Das geht nur wirklich in einem neuen Modus: CO-creare.
Oft wird interne Kreativität und Innovation jedoch durch Routine, Hierarchie und Bürokratie und altes Konkurrenzgehabe behindert. Es ist schwierig, unverbrauchte Ideen von standardisierten Mitarbeitern oder Agenturabläufen zu erhalten. Die neuen Organisationsformen im Netz, aber auch legerere Formen der Zusammenarbeit in den Unternehmen selbst, sind angeregt durch eine neue kreative Kultur. Die organisiert sich nicht nur räumlich, sondern vor allem auch gedanklich. Sie kann eine große Varietät an innovativen Blickwinkeln fördern, die zu authentischen Ergebnissen führen. Der Geist der Digitalisierung ist von kollektiver Vernetzung geprägt und diesen Spirit wird man auch nur in neuen Formen einer kollektiven Kreativität erspüren.
Darum müssen wir rasch die neuen Spielregeln lernen: nicht mehr Boxkampf, sondern Teamplay; nicht mehr „Ich Chef Du nix“, sondern elf (kreative, kol-laborative) Freunde müsst ihr sein“; nicht mehr „entweder/oder“, sondern „sowohl/als auch“. Alle Hände auf den Tisch statt isolierter Geheimniskrämerei; Open Space statt Elfenbeinturm; Zellen statt Hierarchien; Serving Leadership statt Alphatierchen-Gehabe, Gemeinwohl statt Mein-wohl.
Wer in Zukunft hoch fliegen will, muss zunächst andere beflügeln. Wirklich eigennützig ist nur mehr, was Andere befähigt.
„Muss-nur-noch-schnell-die-Welt-retten"-Batman ist in Rente gegangen und ehrlich gesagt – das ist gut so! Nun sind die Spidermans dran, die Vernetzer.
Es wird weiterhin Solisten brauchen, aber sie sind nur so gut wie das Orchester im Graben. Und wahrscheinlich ist in Zukunft weniger Klassik angesagt und mehr Jazz, zusammenspielende Solo-Künstler, die sich sukzessive Raum für Kreativität und Exposition geben. Wir brauchen mehr Rhythm statt Regeln, mehr Swing statt Standard, mehr Soul statt Strategie.
Und wir müssen neugierig bleiben, denn nur die Neugier treibt uns weiter. CoCreare wird auch bedeuten, gemeinsam mit der Künstlichen Intelligenz neue Pfade durch den Digitalisierungs-Dschungel zu schlagen; auch Maschinen werden schaffen können. Auch kann im Zusammenspiel der neuerdings 5 Generationen in den Unternehmen (Baby Boomers, Generation X, Generation Y, Generation Z, Generation alpha) geniales Potential liegen.
Wenn wir uns vom Co-creare Virus infizieren lassen. Das würde uns am Ende allesamt glücklicher, gesünder und erfolgreicher werden lassen, denn es liegt eine enorme Energie darin, wenn sich Menschen gegenseitig helfen, mit Begeisterung und Enthusiasmus, inspiriert von- und miteinander.