Herr Schweigkofler, Ihr Referat handelt von der Kraft der Begeisterung, von Inspiration und Leidenschaft.
Sind Inspiration und Leidenschaft heutzutage dünner gesät als früher bzw.: Lassen wir uns heute schwerer begeistern?
Ganz im Gegenteil, da ist gerade eine tolle Generation im Kommen, weltweit. Es brodelt an allen Ecken und Enden, viele begeisterte junge Menschen, die sich neue Zukünfte ausdenken. Start-Ups, Disruptionen, Game-Changer, das macht Freude. Wenn die Schule oder der Arbeitsplatz die Leidenschaft nicht killen, sind Menschen ganz natürlich von sich aus begeistert und begeisterungsfähig.
Wie wichtig sind Begeisterung und Leidenschaft im Beruf – und wie kann man sie sich bewahren?
Ohne Begeisterung für das was man tut, wird man schwerlich erfolgreich sein! Begeisterung ist eine der Kernkompetenzen für Erfolg, ohne Begeisterung ist ja noch nie etwas Großartiges entstanden. Erfolgreich Unternehmen sehen die Begeisterungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter als Ressource und Kraftquelle und fördern sie. Sonst hat man im Betrieb bald nur mehr Zombies, die ihre Stunden abarbeiten.
Stichwort Teamwork: Wie schafft man es, andere für die eigenen Ideen zu begeistern?
Erstens: indem man selbst begeistert ist und sich traut, diese Begeisterung zu zeigen. Begeisterung ist ansteckend und inspirierende Menschen stacheln an, sie reißen einen mit, sie sind motivierend. Will man als Führungskraft begeistern, muss man imstande sein, ein begeisterndes Bild von der Zukunft zu zeichnen – nennen wir es ruhig „Vision“ - an dem möglichst viele mitarbeiten wollen.
Leadership: Wie wird man zur inspirierenden Führungsperson?
Das ist gar nicht so einfach. Augustinus sagt: „Du kannst in anderen nur etwas entflammen, was selber in dir brennt.“ Also: prüfe, wofür du brennst. Dann: Strahle aus! Deine Begeisterung muss gesehen werden: Infiziere, stecke an! Wenn du eine „motivierende“ Idee hast, die ein gutes Motiv darstellt, um bei anderen Menschen etwas „in motus“ – also in Gang – zu setzen, werden dir Menschen gerne folgen. Es muss aber einen nachvollziehbaren Sinn darstellen. Hier versagen die meisten Vorgesetzten, weil ihre Motive nicht motivierend sind. Es sind dann eben nur Vorgesetzte und keine Führungspersonen; man hat sie von jemand „vorgesetzt“ bekommen, man tut dann halt, was sie sagen, aber motivationslos. Leader inspirieren, so dass man ihnen gerne und freiwillig und freudig nachfolgt. Wenn du meinst, du bist ein Leader, aber niemand folgt dir nach, bist du nur ein einsamer Wanderer ….
Endstation: Ich habe die Leidenschaft für meinen Job verloren. Und jetzt?
Kündigen, Job wechseln! Das Leben ist doch zu schade, 40 Stunden die Woche, 11 Monate im Jahr, 40 Jahre bis zur Rente in etwas zu investieren, was mich zum Zombie macht. Steine sind leidenschafts- und leblos, aber doch nicht Menschen! Die eigenen Leidenschaften wieder entdecken – jeder (!) Mensch hat 7 bis 10 Begeisterungsfähigkeiten, also Tätigkeiten, die ihn begeistern, wenn er sie tut. Wer die eigene Begeisterung zum Job macht, wird darin wahrscheinlich überdurchschnittlich gut und überdurchschnittlich erfolgreich werden. Und glücklich!
Sie waren Radiomacher, Rocksänger, Opern-Intendant und vieles mehr: Wie inspirieren Sie sich stets aufs Neue?
Meine Kompass-Nadel zur Begeisterung ist die Neugier! Wo immer meine Neugier hin will, ich folge ihr! Sie darf mich hinführen, wohin sie will. Und dann kommen - als natürliche Begleiter - die kreativen Ideen, und auch die dürfen sich frei entfalten. Das begeistert mich, „Neues“ auszuprobieren. Alltäglichkeit motiviert mich nicht, ich mag „alles-außer-gewöhnlich“.