• HOME
  • WAS?
    • In-House
    • Masterclass
    • Seminare
    • Keynotes
    • Medien
  • WER?
  • BLOG
  • KONTAKT
Zurück

Können ist Macht

Es wurde unserer Generation noch gebetsmühlenartig gepredigt: Eigne dir Wissen an, dann wirst du auf der geschäftlichen und gesellschaftlichen Karriereleiter weit nach oben kommen.  Die letzten Jahrhunderte waren tatsächlich davon geprägt, dass die Wissenden zu denen „da oben“ wurden, und die ohne Wissen, waren halt „die unten“. Wer noch vor 50 Jahren das Franziskanergymnasium besucht hatte, war in Südtirol „a gmochter Mensch“, die Zugänge zu den Schalthebeln der Macht – in Wirtschaft, Politik oder „beim Lond“ - standen weit offen. Die Akademiker hatten sich im Unterschied zu den „normalen“ Menschen (relativ) viel Wissen angeeignet und deshalb durften sie auf der Wichtigkeits-Skala weit nach oben klettern. Demnach war der schulische Ausbildungsweg zugleich ein ausschlaggebender Indikator, wie weit man es auf der Karriereleiter schaffen würde. Der Zugang zum Wissen war exklusiv und stand nur wenigen offen. Wer vor 50 Jahren eine Matura hatte, konnte auf die besten Jobs spitzen, wer es gar zu einem akademischen Titel schaffte, wurde zur allseits geschätzten, ehrfurchtsvoll „Dr Doktor“ benannten Leuchtfigur und durfte Spitzenfunktionen bekleiden. Wissen war noch (relativ) überschaubar und stieg nicht exponentiell. Ein Akademikerwissen war auch nicht so schnell überholt, die Halbwertszeit des Wissens reichte beinahe bis zur Pensionierung. Viel Wissen war tatsächlich viel Macht, im Dorf gab es eh nur drei Mächtige: den Pfarrer, den Arzt oder Apotheker, den Bürgermeister und in der Regel gehörten sie zu den wenigen, die studiert hatten. Menschen mit Wissen wurden belohnt mit hervorragenden gesellschaftlichen Positionen, mit Einfluss, mit Ansehen, mit Geld und Wohlstand. 

Brockhaus-Denken

Die Digitalisierung des Wissens hat dies nun aber grundlegeng verändert. Der Brockhaus hat ausgedient, im weltweiten Netz steht alles (exponentiell wachsendes) Wissen auf dem aktuellsten Stand zur Verfügung. Wissen ist kein Engpass mehr! Das hat radikale Auswirkungen auf alles Lernen, vor allem auf die Schule: Jeder Schüler kann im Handumdrehen „schlauer“ als die Lehrer sein, weil er – während er in seiner Schulbank sitzt – auf seinem Handy Informationen abrufen kann, die der Lehrer nicht hat. Lehrer als reine (und fast immer noch vorwiegend frontale) Wissensvermittler sind zum Glück eine aussterbende Spezies. Informationen stehen unüberschaubar und jederzeit ajourniert im Mobil Phone unbegrenzt und demokratisch zur Verfügung. Warum verbringen die Lehrer da vorne am Pult dann ihre wertvolle Zeit immer noch vorwiegend mit Wissensvermittlung?

Wissen war fantastisch hilfreich in einer überschaubaren Welt. Wir wussten, Ursache hängt mit Wirkung zusammen, das Leben war für studierte Köpfe recht einfach zu durchschauen, zu planen, zu managen.

Nun aber haben sich in einer flatterhaften Welt die Voraussetzungen völlig geändert, die alten Prinzipien der Wissensvermittlung sind obsolet geworden, denn wir wissen gar nicht mehr, welches Wissen wir für die Bewältigung der Zukunft brauchen werden. Prof. Ernst Sauter hat es auf den Punkt gebracht: “Wie bereiten wir Menschen und Gesellschaften auf Aufgaben vor, die gegenwärtig noch gar nicht existieren, auf die Nutzung von Technologien, die noch gar nicht entwickelt sind, um Probleme zu lösen, von denen wir heute noch gar nicht wissen, dass sie entstehen werden?”

Und ironisch kommentiert Yuval Noah Harari in seinen „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“: „In einer solchen Welt ist ein Mehr an Information so ziemlich das Letzte was ein Lehrer seinen Schülern vermitteln muss.“

Kompetenz statt Wissen

Also braucht es zunehmend neue Kompetenzen, denn “die Welt belohnt die Menschen nicht mehr für ihr Wissen, sondern für das, was sie mit ihrem Wissen anfangen können.” So der OECD Bildungsdirektor Andreas Schleicher.

Also brauchen wir den radikalen Übergang zum Kompetenzenlernen, individuell, in der Schule, in den Unternehmen, in der persönlichen wie in der beruflichen Weiterbildung. Die Schule versucht sich schon seit einiger Zeit dieser neuen Ausrichtung anzupassen, ist aber immer noch zu stark in der Wissensvermittlung gefangen. „Schule ist immer noch Kodak“, pflege ich in meinen Seminaren zu sagen: Kodak war einmal ein hervorragendes Produkt, in einer vergangenen Zeit.

Schule ist immer noch im Brockhaus-Haus Modus: Man tut so, als ob es eine Menge an überschaubarem Wissen gäbe und die Lehrer sind die Vermittler, Wächter und Prüfer dieses heiligen Wissens. Dabei ist bekannt, dass schulisches Wissen notgedrungen um mindestens 10 Jahre veraltet ist. Im Netz – da wo sich die Schüler besser auskennen als die Lehrer – steht das neue Wissen zur Verfügung, immer aktualisiert, immer auf dem neuesten Stand.

Können

Wir brauchen einen upgrade unseres Lernens: Vom Wissenlernen über das Erfahrungslernen zum Könnenlernen. Vom Wissen zum Können. Umsetzungskompetenzen lernt man nur zu einem kleinen Teil durch Wissenserwerb, aber zu einem viel größeren Teil aus Erfahrungslernen. Wie Albert Einstein bereits gesagt hat: „Lernen ist Erfahrung, alles andere ist Information“. Das alte Learning by Doing taucht wieder mit Vehemenz auf! Die Dinge Tun! Lernen als Erfahrung, ja besser noch: als gemeinsame Erfahrung. Die Lerninhalte Tun! Was wir heute brauchen, müssen wir nicht nur wissen, sondern schlussendlich können. Zum Beispiel Problemlösungskompetenz, Innovationsfähigkeit, Empathie, Kollaboration, Beziehungskompetenz.  „Teamkompetenz entsteht nicht durch das Unterrichten von Teamkompetenz, sondern durch das Begleiten der gelingenden praktischen Erfahrung und der dadurch erst ermöglichten persönlichen Entwicklung von Teamkompetenz.“ (Peter Spiegel).


Manfred Schweigkofler

Ideator - Inspirator - Inszenator

Kontakt

© Manfred Schweigkofler. All Rights Reserved


Impressum | Cookies